Tutting – Kößlarn
Die ursprünglich in Simbach am Inn beginnende Lokalbahn wurde im Oktober 1910 zunächst bis Rotthalmünster und schließlich sieben Monate später bis Kößlarn in Betrieb genommen. Schon 1914, mit der Eröffnung der Lokalbahn von Tutting nach Pocking wechselte die Durchbindung der Züge auf die neu entstandene Linie von Simbach nach Pocking und nach Kößlarn musste in Tutting umgestiegen werden. Später hingegen, so beispielsweise im Sommer 1959, gab es wieder durchgehende Züge von Kößlarn nach Simbach und sogar nach Pocking.
Schon 1960 wurde der Personenverkehr auf Bahnbusse umgestellt. Neun Jahre später stellte die Deutsche Bundesbahn den Güterverkehr zwischen Rotthalmünster und Kößlarn ein, 1995 folgte der verbliebene Abschnitt zwischen Tutting und Rotthalmünster.
Die Nebenbahn von Tutting nach Kößlarn zählt zweifelsohne zu den interessantesten Strecken in Niederbayern. Durch die frühe Einstellung und den baldigen Abbau des hinteren Teilstückes sind Bilddokumente selten, ebenso wie Überlieferungen aus der Betriebszeit. Durch den Güterverkehr bis Rotthalmünster ist jedoch zumindest dieser Abschnitt nicht ganz so unbekannt wie die Weiterführung nach Kößlarn und deswegen auch besser dokumentiert.
Das oben Gesagte trifft vor allem auch auf die Spuren zu, die man bei der Wanderung findet. Während das Auffinden des Linienführung bis Rotthalmünster durch den auf der Trasse verlaufenden Fahrradweg relativ einfach ist, wird es nach diesem Bahnhof richtig schwierig. Selbst Grundstücksgrenzen können hier kaum noch als Indikator herangezogen werden. Teilweise müssen ganze Abschnitte wegen Einzäunungen umgangen werden. Diesen Umstand darf man bei einer Wanderung auf dieser Strecke nicht außer Acht lassen. Hier benötigt man wesentlich mehr Zeit als auf dem unteren Abschnitt der Strecke. Belohnt wird man jedoch nicht nur mit einer eher exklusiven Strecke, sondern vor allem auch mit dem Lokschuppen im niederbayerischen Kößlarn.
Ein besonderes Objekt dieser Strecke stellt zweifelsohne der weitgehend original erhaltene Lokschuppen in Kößlarn dar. Er ist es wert, dass ihm hier eine eigene Galerie gewidmet wird. Leider ist seine Zukunft ungewiss. Aus Sicht der Verkehrssicherung muss er wohl irgendwann einmal abgerissen werden. Aus bahnhistorischer Sicht wäre das jedoch ein Jammer. Vor Ort könnte er vielleicht entsprechend hergerichtet als kleines Museum dienen, aber auch das ist eher unwahrscheinlich. Am Schönsten wäre vielleicht die Umsetzung in ein Freilichtmuseum. Allerdings setzten diese ihr Augenmerk meist auf landwirtschaftliche Objekte, obwohl eben auch die bayerische Lokalbahn einen wichtigen Einfluss auf die Landwirtschaft und ihre Menschen in Bayern hatte.
Vielleicht findet sich ja tatsächlich jemand, der Interesse am Erhalt des Kößlarner Lokschuppens hat. Lohnen würde sich diese Aufgabe allemal.
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