Abzw Oberwiesenfeld – München-Olympiastadion
Der Bahnhof München-Olympiastadion mit seinen beiden Verbindungskurven zum Münchner Nordring wurde, wie der Name schon sagt, eigens für den Besucherverkehr zu den Olympischen Sommerspielen 1972 in München angelegt. Allerdings war der Ort, an dem sich der Bahnhof befand, schon mehr als 100 Jahre vorher eisenbahntechnisch erschlossen worden. Ab 1858 verlief hier die von der Königlich privilegierten Actiengesellschaft der bayerischen Ostbahnen errichtete Strecke nach Landshut. Kurz vor der Jahrhundertwende wurde die Hauptbahn weiter in Richtung Westen verlegt und die Gleisanlagen verloren ihre Bedeutung. Während auf dem südlicheren Teilstück, auf dem haute die Landshuter Allee verläuft, bald eine Straße errichtet wurde, fand das nördliche Teilstück bis zur Dachauer Straße noch lange Zeit Verwendung als Anschluss zu den Münchener Kasernen. Als die Planungen für die XX. Sommerolympiade in München begannen, erinnerte man sich der Grundstücke, so dass es sich anbot, den speziell für diese Sportveranstaltung gedachten Bahnhof hier zu errichten. Nach Beendigung der Spiele wurden die Anlagen noch bei diversen Sportveranstaltungen genutzt, letztmalig zur Fußball-Europameisterschaft 1988. Danach diente der Bahnhof noch vier Jahre als Abstellanlage für Güterwagen, anschließend wurde er stillgelegt.
Der Münchener Olympiabahnhof ist keine eingestellte Strecke im eigentlichen Sinn, sondern eher ein stillgelegter Bahnhof mit zwei Verbindungskurven. Trotzdem hat er, nicht nur im Kreis der Eisenbahninteressierten, einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt. Für die Olympischen Sommerspiele 1972 errichtet, verlor er schon bald an Bedeutung. Letztmalig wurde er nur 16 Jahre später planmäßig von Personenzügen angefahren.
Die Fahrplananordnung Nr. 1000, gültig vom 26.08. bis zum 11.09. 1972, „Sonderverkehr zu den Spielen der XX. Olympiade in München“ gibt Auskunft über die Abwicklung des Verkehrs zum Olympiabahnhof während der Spiele. Insgesamt fuhren 3 S-Bahn-Linien den Bahnhof an. Während die S5 den Laufweg Ostbahnhof – Johanneskirchen – Olympiastadion – und zurück als Verlängerung der planmäßigen Linie S5 Herrsching – Ostbahnhof bediente, fuhr die S11 als Sonderlinie auf dem Laufweg Ostbahnhof – Tunnel – Laim – Moosach – Olympiastadion – Ludwigsfeld – Allach – Laim – Tunnel – Ostbahnhof. Beide Linien fuhren während der Spiele regelmäßig im 10- bzw. 20-Minuten-Takt. Die Linie S25 hingegen war eine nicht veröffentlichte Sonderlinie, die nur an bestimmten Tagen verkehrte und ohne Zwischenhalt den Abschnitt Ostbahnhof – Johanneskirchen – Olympiastadion befuhr. Dabei kamen zum Teil recht kuriose Garnituren zum Einsatz, bspw. solche mit vorn und hinten jeweils einem Steuerwagen und sieben bzw. 8 Bn (Silberlinge), wobei sich die Zuglok (Baureihe 141, Bw München Hbf) in der Mitte des Zuges befand.
Der Bahnhof stellt insofern eine Besonderheit dar, weil es im Großraum München nur wenige stillgelegte Bahnhöfe gibt. Zudem sind hier noch weitgehend alle Anlagen vorhanden. Bei der Besichtigung kann man sich gut vorstellen, welche Menschenmassen hier bei den Olympischen Spielen wohl ein- und ausgestiegen sind. Heute wächst im wörtlichen Sinne Gras über die Sache und bei Großveranstaltungen bilden sich lange Schlangen vor den Abgängen zur U-Bahn.
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